Das Internet hat für Vorschulkinder eine ganz andere Bedeutung
Keine Untersuchung bestätigt einen Lernerfolg durch erhöhten Technikeinsatz
Erst ab der achten Klasse wirkt sich der Computer positiv aus
Oft ist nicht einmal eine Telefonleitung vorhanden
Richtig lesen kann man nur auf Papier
Der Preis für gute Software ist nicht zu unterschätzen
Ein Betreuer pro 90 Rechner erscheint sinnvoll
Gerade die Länder der Dritten Welt sparen an der Bildung
Weltweit sind ca. 23 Prozent aller Erwachsenen ohne Schreib- und Lesekenntnisse
Gute Information gibt es nur gegen Geld
Der Einsatz von E-mail wird besonders gelobt
Die Stärken des Computers zeigen sich erst bei projektbezogenem Unterricht
Wie wertvoll sind Informationen aus den Industrie- Nationen in der Dritten Welt?
Bei Live-Übertragungen von Lehr- veranstaltungen gibt es schnell ein Sprachproblem
Auch ein Großteil der Informationen ist nur in Englisch
Internationale Universitäts- Kooperationen werden immer häufiger
Zu den Geldgebern zählt unter anderem die Weltbank
Die Studenten sollen später einmal zahlen
Technizentrierte Leitbilder behindern pädagogische Innovationen
Der Papierverbrauch steigt gegen alle Prophezeihungen weiter an
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Internet als Chance für den Bildungsbereich in Entwicklungsländern
Von Uwe Afemann
"Der Lehrer sitzt am Steuer und seine Schüler bringen ihm unterwegs das Fahren bei. Und keiner weiß,
wohin die Reise geht." So beschreibt Sabine Etzold in der Wochenzeitung "Die Zeit" vom 13.6.97 zutreffend
die gegenwärtige Situation zum Einsatz des Internets in deutschen Schulen. Doch auch Prof. Busch, Mitbegründer
der deutschen Initiative "Schulen ans Netz", hat nicht ganz unrecht, wenn er formuliert: "Die neuen
Medien werden unser Leben entscheidend verändern."[1] Ich möchte dem jedoch mit Stephen Talbott,
einem amerikanischen Bildungsexperten, hinzufügen: "Die Frage ist, ob die Bildung davon profitiert?"[2]
Auch wenn die überwiegende Mehrheit der Internetnutzer aus den Industrienationen stammt - nur ca. drei Prozent
kommen aus den Entwicklungsländern - so gewinnt das neue Medium auch zunehmend an Bedeutung in und für
diese Länder. Heute existiert kaum noch ein Land, das nicht ans weltweite Datennetz angeschlossen ist. Da
liegt es nahe, die Möglichkeiten des Internet auch im Bildungsbereich der Staaten des Südens zu nutzen.
Ein Argument dabei ist auch, daß hierdurch das Problem der fehlenden Lehrkräfte in den Griff zu bekommen
sei.
Die Einsatzmöglichkeiten sind dabei vielfältig. So können über das Internet Lehrmaterialien
verteilt werden, was man als computer mediated education (CME) bezeichnen kann. Vorlesungen und Seminare können
individuell angeboten und bearbeitet werden. Ein selbstgesteuertes Lernen soll hierdurch ermöglicht werden.
Computer assisted instruction heißt der englische Fachbegriff. Dabei lassen sich die Lernfortschritte überwachen,
was als computer managed instruction bezeichnet wird. Und nicht zuletzt kann der Computer im Internet als Multimediawerkzeug
zum Einsatz kommen.[3]
Der Einsatz ist aber sowohl in der Ersten Welt als auch in der Dritten Welt umstritten, insbesondere was den Grundschulbereich
angeht.
Bevor ich auf die verschiedenen Möglichkeiten zur sinnvollen Nutzung des Internets im Hochschul- und Schulbereich
eingehe, möchte ich die Frage nach dem Ziel der Bildung stellen und dann die pädagogischen, die personellen
und die hard- und softwaremäßigen Voraussetzungen betrachten. Nicht zuletzt sind die finanziellen Fragen
zu klären. Dabei kann man sicher auf die Erfahrungen der Industrienationen zurückgreifen.
Ziel der Bildung
Bildung ist mehr, als Kindern beizubringen, wie sie in einer sich ständig ändernden Arbeitswelt überleben
können.[4] 1987 formulierten Bussmann und Heymann folgende Postulate an die Bildung:
1. Vorbereitung auf zukünftige Lebenssituationen
Allgemeinbildende Schulen sollen Qualifikationen vermitteln,
a) die zur Bewältigung realer und auf absehbarer Zeit in unserer Gesellschaft verbreiteter Lebenssituationen
beitragen,
b) die nicht auf die Ausübung eines bestimmten Berufes hin ausgerichtet sind,
c) von denen auszugehen ist, daß sie nicht gleichsam automatisch, nebenher von jedem Heranwachsenden erworben
werden und
d) die durch eine gewisse Universalität, also Anwendbarkeit in sehr verschiedenen Situationen gekennzeichnet
sind.
2. Stiftung kultureller Kohärenz
3. Aufbau eines Weltbildes
4. Anleitung zum kritischen Vernunftsgebrauch
5. Entfaltung eines verantwortlichen Umgangs mit den erworbenen Kompetenzen
6. Stärkung des Schüler-Ichs[5]
Sicher sind die Anforderungen an Bildung an nicht allgemeinbildenden Einrichtungen, insbesondere im Universitäts-
und Berufs- und Weiterbildungsbereich hiervon verschieden. Die Punkte 2 bis 6 lassen sich grob mit Erziehung umschreiben,
während der Punkt 1 eher mit Wissensvermittlung als auch Wissensaneignung zu tun hat. D. h. die Vorbereitung
auf zukünftige Lebenssituationen im beruflichen Bereich steht auch im Mittelpunkt außerhalb der allgemeinbildenden
Einrichtungen des Bildungswesens. Deshalb würde ich auch die Reihenfolge der von Bussmann und Heymann aufgestellten
Postulate bzgl. der Bildung vor allem für jüngere Schüler umstellen und die Erziehung als wichtigste
Aufgabe ansehen.
Wenn man also über den Einsatz des Computers und des Internets im Bildungsbereich nachdenkt, muß man
genauer differenzieren und die Bildungsziele z. B. auch altersgemäß definieren.[6] Daneben spielen auch
die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen sich Wissen und Fertigkeiten anzueignen, eine Rolle. Piaget z.
B. unterscheidet fünf Stufen bei der Entwicklung kognitiver Funktionen[7]:
1. Die sensomotorische Stufe (1-2 Jahre)
2. Die präoperative Stufe (3-5 Jahre)
3. Die intuitive Phase (5-8 Jahre)
4. Die Stufe der Konkreten Operationen (8-12 Jahre)
5. Die Stufe der formalen Operationen (11-14 Jahre)
Das Internet hat für Vorschulkinder im Kindergarten eine ganz andere Bedeutung als für Studenten an Hochschulen
oder Auszubildende an Berufsschulen oder Technikerschulen.
Pädagogische Voraussetzungen
Ein Konzept zum Einsatz des neuen Mediums
Bevor man daran geht, darüber zu entscheiden, ob Computer und Internet flächendeckend im Bildungsbereich
eingesetzt werden sollen, sollte ein pädagogisches Konzept zum Einsatz dieser didaktischen Hilfsmittel vorliegen.
Doch noch liegen keine fertigen Konzepte vor. Daher sind höchstens Modellversuche angebracht.[8] Das Curriculum
muß die Technik bestimmen und nicht umgekehrt.[9] Computer einzusetzen, nur weil es "in" ist, führt
zu keiner besseren Bildung.[10]
Zur Zeitliegen noch keine Untersuchungen vor, die bestätigen könnten, daß durch mehr Technikeinsatz
in der Schule ein besserer Lernerfolg erzielt werden könnte.[11] Ein höherer Lernerfolg in Zusammenhang
mit dem Einsatz von Technik war nur dann zu beobachten, wenn der gesamte Schulalltag und die Lehrmethoden total
umgestellt wurden.[12] Und der Preis dafür ist meistens sehr hoch. Die Black Stock Junior High in Kalifornien
ist hierfür ein Paradebeispiel. Um den Lernerfolg von lateinamerikanischen Einwandererkindern mit geringen
Englischkenntnissen zu steigern, wurde diese Musterschule mit Computer ausgestattet. Je zwei Schüler teilen
sich an dieser Schule einen Computer. Um den Lernerfolg zu erzielen, waren zehn Jahre nötig und eine zusätzliche
Ausgabe von drei Millionen Dollar. Jährlich gibt die Schule 380000 $ für ihr Technologieprogramm aus.
Das ist ca. fünfmal soviel wie eine Durchschnittsschule. Zusätzlich wurde der Schulalltag radikal verändert,
der starre Stundenplan aufgehoben und viele fächerübergreifende Unterrichtseinheiten geschaffen. Hier
fragt man sich, ob der Lernerfolg vielleicht nicht vielmehr am geändertem Unterricht als am verstärkten
Technikeinsatz lag? [13]
Eine neuere Bertelsmann Studie belegt angeblich einen höhere Lernerfolg durch den Einsatz von Computern und
Netzen. Zufälligerweise ist Bertelsmann Förderer in der getesteten Schule in Gütersloh.
Altersgemäßer Einsatz
Kinder müssen erst Lesen und Schreiben können, bevor sie mit einem Computer mehr als nur Malprogramme
bedienen können.[14] Über dem zweidimensionalen Bildschirm werden nur zwei Sinne, nämlich Sehen
und Hören angesprochen. Die reale dreidimensionale Welt muß über alle Sinne erschlossen werden.[15]
Lernen geschieht auf unterschiedlichste Art und Weise und ist abhängig vom Fach und vom Alter, und nicht alle
Menschen lernen gleich. Man unterscheidet z. B. fünf verschiedene Lernformen[16]:
1. Respondentes Lernen (Klassisches Konditionieren)
2. Kontiguitätslernen (Verknüpfungslernen)
3. Operantes Lernen (Lernen durch Verstärkung)
4. Beobachtungslernen
5. Kognitives Lernen
Alle Formen des Lernens sollten in der Bildung zum Zuge kommen und nicht das Überbetonen des kognitiven Lernansatzes,
der durch den Computergebrauch forciert wird.
Kleine Kinderhände können eine Tastatur nicht im Zehnfingersystem bedienen, und das Erlernen im Zweifinger-Suchsystem
ist kontraproduktiv, da sich die falsche Tastenbedienung im frühen Kindesalter verfestigen kann.
Ein weiteres Argument zum Einsatz von Computern ist, daß dadurch Situationen und Versuche in der Schule durchgeführt
werden können, die sonst nicht vorgeführt werden könnten. Hierzu bedient man sich der Simulation.
Simulationssoftware baut häufig auf versteckte Annahmen und ist daher nicht durchschaubar. Die Modelle sind
stark vereinfachend bzw. fragwürdig und bilden die Wirklichkeit kaum nach. Simulation kann reale Erfahrungen
nicht ersetzen. Sie ist höchstens in höheren Klassen angebracht.[17]
Professor Arthur Zajonc stellt in einer Untersuchung von 1997 fest, daß es keinen sinnvollen Einsatz von
Computern vor der achten Klasse gibt, und selbst bei College-Studenten in den USA habe das Verständnis über
Vorgänge nach intensivem Computereinsatz im Studium eher nachgelassen.[18]
Neuere Studien aus 1998 kommen zu dem Ergebnis, daß verstärkter Einsatz von Computern für Viertklassler
sogar kontraproduktiv ist, wohingegen erst ab der achten Klasse eine Leistungssteigerung durch sachgerechten Computereinsatz
erreicht werden konnte. Eine weiter Beobachtung war die, daß der Computergebrauch in der Schule eher negative
Auswirkungen hatte. Diese negative Auswirkungen konnten nur dann positiv überkompensiert werden, falls die
Schüler zu Hause genügend Möglichkeiten hatten, mit dem Computer zu arbeiten.[19]
Amerikanische Wissenschaftler äußern sich so: Medien gestatten zwar die Lieferung und Speicherung von
Lernanweisungen, sie bestimmen aber nicht den Lernprozeß.
Ausstattung
Wie können die Bildungseinrichtungen mit Computern ausgestattet werden?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten abhängig vom Ort der Bildungsvermittlung. Voraussetzung ist aber in
jedem Fall ein festes Schulgebäude mit Stühlen und Tischen für alle Schüler, leider keine Selbstverständlichkeit
für viele Schüler in Entwicklungsländern.
Die übliche Ausstattung in Schulen, insbesondere in Industriestaaten, ist ein gesonderter Raum für alle
Computer, ein sogenannter Computerraum, meistens unter der Verfügungsgewalt eines Informatiklehrers. Seltener
sind dagegen einzelne Computer in Klassenräumen, wo eine direkte Anwendung im Unterricht möglich ist,
ohne daß eine Koordinierung unter den Lehrkräften erforderlich ist. Angestrebt wird, einen Computer
für zwei Schüler zur Verfügung zu stellen. Vorstellen läßt sich auch eine Mischform,
d. h. ein Computerraum mit vielen Rechnern, wo je zwei Schüler einen Computerplatz haben, und die Ausstattung
der übrigen Klassenräume mit einzelnen Rechnern dient eher dem Vorführen.
Jamie McKenzie macht in der März-Ausgabe 1998 des From-Now-On Educational Technology Journal konkrete Angaben
zur Ausstattung von Klassenzimmern mit Computern. Eine Warnung spricht sie besonders aus: niemals einen Klassenraum
ohne Projektionswand auszustatten. Denn nur über einen zentralen Projektor können alle Schüler am
Surfen im Internet und anderen Aktionen gemeinsam teilnehmen.[20]
In Hochschulen gibt es meist Computerräume im zentralen Rechenzentrum und zusätzliche Computerräume
in den einzelnen Fachbereichen bzw. Fakultäten. Einige wenige Universitäten haben auch schon einige Hörsäle
mit Vorführcomputern ausgestattet. Nicht vergessen werden dürfen die vielen Computer der Studenten, die
über die Universitätsrechenzentren von zu Hause Zugang zum Internet haben. Meist sind dies jedoch Studenten
aus den naturwissenschaftlichen bzw. ingenieurwissenschaftlichen Studienrichtungen. Und wer richtig von zu Hause
aus im Internet surfen will, ohne daß sehr hohe Telefonkosten anfallen, muß schon einen ISDN-Anschluß
haben. Für E-mail reicht aber in jedem Fall ein Modemanschluß.
Eine Bemerkung sei mir noch zur Internetsucht an dieser Stelle gestattet. Damit die Ressourcen halbwegs gerecht
von allen genutzt werden können, hat das Rechenzentrum der Universität Osnabrück ein oberes Monatslimit
von 50 Stunden für den Internetzugang von zu Hause einführen müssen.
Hardware-Voraussetzungen
Als erste Voraussetzung zum Einsatz von Computern in Bildungseinrichtungen sind genügend elektrische Anschlüsse
und Telefonanschlüsse erforderlich. Dies ist selbst in den Vereinigten Staaten von Amerika keine Selbstverständlichkeit.
In den reichen USA haben nur ca. 40 % aller öffentlichen Schulen in ärmeren innerstädtischen Bereichen
eine für die Computervernetzung ausreichende Infrastruktur, wie genügend Telefonanschlüsse oder
elektrische Energieversorgung. Im ländlichen Bereich kleiner Städte ist es nicht viel besser.
Beschränkte Möglichkeiten in Entwicklungsländern
In vielen Entwicklungsländern kommt noch die Forderung nach einem lokalen Internetprovider dazu, damit die
Telefongebühren möglichst niedrig bleiben.
Der überwiegende Teil der Menschen in der Dritten Welt lebt mit Ausnahme Lateinamerikas auf dem Lande, wo
weder elektrischer Strom noch eine Telefonleitung vorhanden ist bzw. wenn eine solche vorhanden ist, ist deren
Qualität schlecht. Unter diesen Voraussetzungen sind z. B. Multimediaanwendungen übers Internet nicht
zu realisieren.
Die Statistiken zur Infrastruktursituation in Entwicklungsländern sprechen für sich.
70 % aller Afrikaner leben im ländlichen Bereich ohne Stromversorgung und auch der indische Subkontinent ist
zu 50 % ohne elektrischem Strom auf dem Lande. Nur 27 % aller Inder leben in Städten. Ein Internetanschluß
in Afrika kostet durchschnittlich 75 Dollar und ein Computer kostet in Simbabwe ca. hundertmal soviel wie in den
USA, legt man den Kaufpreis in Relation zum Bruttosozialprodukt pro Einwohner zugrunde.
Telefondichte in Dritte Welt Regionen |
Region | Telefone pro 100 Einwohner |
Zentral- und Osteuropa | 18 |
Lateinamerika | 8 |
Asien | 5 |
Afrika | 1,6 |
Die Telefondichte beträgt in den Entwicklungsländern 5,2 Anschlüsse pro 100 Einwohner, wobei es
jedoch noch enorme regionale Unterschiede gibt.
Neue Infrastruktur im Bildungsbereich ist teuer. Doch entgegen den Regierungsbeteuerungen, zum Beispiel in Lateinamerika
sich für eine Wissenschaftsgesellschaft vorzubereiten, wird die höhere Bildung nur stiefmütterlich
durch Staatsgelder finanziert. Lateinamerikanische Staaten investieren jährlich nur 1000 Dollar pro Student,
das ist der sechste Teil dessen, was die OECD-Länder ausgeben.[21] Die arabischen Staaten geben ca. 1600 Dollar
pro Student und Jahr aus und die europäischen Staaten ca. 6600 Dollar.[22]
Wie sind Schulen auszustatten?
Wenn man daran geht, Bildungseinrichtungen mit Computern auszustatten, sollte man möglichst Multimediacomputer,
die gerade in der oberen Leistungsklasse angesiedelt sind, anschaffen, denn bei der rasanten Entwicklung auf dem
Computermarkt sind Rechner sehr schnell veraltet, und selbst Ersatzteile lassen sich nach spätestens drei
Jahren nur noch auf dem Flohmarkt besorgen.
Zu überlegen ist, wie die Schule vernetzt werden soll. Dabei sollte auch bedacht werden, daß eine solche
Vernetzung möglichst flexibel gestaltet wird. Da wir uns erst in einer Erprobungsphase befinden, ist damit
zu rechnen, daß sich die Standorte der PCs noch mehrfach verändern werden.
Die langfristig kostengünstigste Lösung ist sicher eine Netzanbindung über eine Standleitung mit
einem Internet-Provider, wenn es sich machen läßt mit einem Universitätsrechenzentrum. Die kurzfristig
billigste Lösung ist vielleicht die Nutzung der analogen Telefonleitung mittels Modem. Eine Zwischenlösung
stellt ein ISDN-Anschluß dar. Je nach der Entscheidung kommen also Netzwerkkarten, Modem oder ISDN-Karten
zum Einsatz.
Denkbar ist auch der Einsatz eines Proxy-Server zum Anschluß an das weltweite Datennetz.
Damit alle Schüler bzw. Studenten gemeinsam Aktivitäten am Rechner verfolgen können, ist, wie schon
weiter oben erwähnt ein Beamer oder Projektor sowie eine Leinwand für jeden der mit Computern ausgestatteten
Räume erforderlich. Da eine Projektion bei Tageslicht zur Zeit kaum möglich ist, muß auch für
entsprechende Verdunkelungsmöglichkeiten gesorgt werden. Zu beachten ist jedoch, daß in verdunkelten
Räumen die Aufmerksamkeit schnell nachläßt, wenn man nicht wirklich am Lernstoff interessiert ist.
Ältere Lehrende bzw. Lernende haben außerdem häufig Schwierigkeiten, sich an abgedunkelte Räume
zu gewöhnen, da die Nachtsichtigkeit mit zunehmenden Alter nachläßt.
Alle Studien zeigen, daß es nicht ausreicht, Informationen am Bildschirm zu lesen. Richtig lesen kann man
nur Informationen auf Papier. D. h. die Recherche- und Arbeitsergebnisse müssen über einen Drucker auf
Papier gebracht werden. Also sind auch Verbrauchsmaterialien wie Papier, Tintenpatronen usw. als auch ein Drucker
pro Raum anzuschaffen.
Ein weiterer Grund für die Anschaffung von Druckern liegt darin, daß das ausschließliche Lesen
am Bildschirm außerordentlich anstrengend ist und längerfristig Augenschäden verursacht.
Nicht zuletzt müssen die technischen Geräte gegen Diebstahl gesichert werden. Durch leidvolle Erfahrungen
ist das Rechenzentrum der Universität Osnabrück z. B. dazu übergegangen, die Computer fest mit den
Tischen zu verschrauben und zusätzlich ein Metallband um die Rechner zu legen, denn die nur verschraubten
Rechner wurden seitlich aufgebrochen, um an das Innenleben der PCs zu gelangen. Die Monitoren sind ebenfalls durch
geeignete Maßnahmen anzuketten. Fast unmöglich ist die Sicherung der Tastaturen und Computermäuse.
Software-Voraussetzungen
Lizenzen für Betriebssystem
Für welches Betriebssystem soll sich die Schule entscheiden. Am meisten verbreitet ist Windows, aber welche
Version? Außerdem kostet es relativ viel Geld. Alternativ sind eventuell Freeware-Betriebssysteme wie Linux
in Erwägung zu ziehen. Deren Benutzeroberfläche unterscheidet sich aber noch stark von reinen Windows-Oberflächen.
Wichtig ist in jedem Fall ein "sicheres Betriebssystem", welches von Schülern nicht beliebig zum
Absturz gebracht werden kann, sei es durch bewußtes Verändern oder Löschen von Systemdateien oder
durch fehlerhafte Bedienung. Es ist frustrierend, wenn zu Unterrichtsbeginn festgestellt wird, daß der Computer
nicht einsatzfähig ist, weil die Gruppe zuvor Unheil angerichtet hat. Aus diesem Grund sind zur Zeit wohl
nur Unix oder Windows-NT-Systeme zu empfehlen. Windows NT ist teuer, kommt aber den Erfahrungen derjenigen entgegen,
die zu Hause schon einen Computer besitzen.
Lizenzen für Anwendungsprogramme
Bei der Anschaffung von Anwendungssoftware stellt sich die Frage, welche denn eingesetzt werden soll? Jene, welche
die Schüler voraussichtlich an ihrem zukünftigen Arbeitsplatz vorfinden werden, diejenigen, die besonders
didaktisch gut einsetzbar ist, oder entscheidet mehr der Preis? Was passiert, wenn ein Schüler die Schule
wechselt und dort andere Software vorfindet? Ist hier nicht ähnlich wie beim Einsatz von bestimmten Lehrbüchern
die Schulverwaltung gefordert, Vorgaben zu machen? [23]
Doch noch ein weiteres ist zu beachten. Mit größter Wahrscheinlichkeit existieren die Programme gar
nicht mehr, wenn der Schüler mit 16 oder 18 Jahren die Schule verläßt. Jüngere Schüler
werden noch viele unterschiedlichste Versionen kennenlernen, bevor sie die Schule verlassen. In frühen Jahren
angeeignete Kenntnisse werden obsolet. Das Argument, möglichst berufsbezogene Software in der Schule einzusetzen,
gilt dann nämlich nicht mehr.[24]
Und der Preis für gute Software ist nicht zu unterschätzen. Wie lange wird es noch Sonderpreise für
Forschung und Lehre geben, wenn Computer flächendeckend verpflichtend eingeführt werden? Darf der Schüler
die in der Schule benutzte Software auch zu Hause kostenlos nutzen oder müssen die Eltern tief in die Tasche
greifen, um ihrem Kind den Umgang mit den Programmen auch zu Hause zu ermöglichen? Die Studie zum altersgemäßen
Computereinsatz im Mathematikunterricht jedenfalls belegt, daß die Spaltung zwischen Arm und Reich in der
Gesellschaft durch verstärkten Technikeinsatz eher verstärkt als verringert wird.
Eng verbunden mit diesem Problem sind die Copyrightbestimmungen. Sobald die Software für Schüler nicht
frei verfügbar ist, muß dafür Sorge getragen werden, daß die Schüler nicht unberechtigte
Kopien von den vorhandenen Programmen der Schulrechner ziehen, denn sonst werden die Schulen bzw. die Lehrer von
den Softwarefirmen in Regreß genommen. Andererseits brauchen Schüler die Software meist auch zu Hause,
um die Aufgaben nach- bzw. vorbearbeiten zu können.[25]
Schüler/Studenten neigen dazu, mitgebrachte Spiele auf den Computern der Bildungseinrichtung auszuprobieren,
und schleppen so auch Softwareviren ein. Es muß also auch Vorsorge getroffen werden, daß dies nicht
geschehen kann. Man könnte den externen Zugriff auf Laufwerke verbieten, dann kann der Schüler aber kaum
Programme und Texte für seine Hausaufgaben austauschen.
Personelle Voraussetzungen
Es reicht nicht, eine Schule mit Computern und Netzanschlüssen zu versorgen, auch die personellen Voraussetzungen
sind zu schaffen. Menschliche Infrastruktur muß mit der selben Geschwindigkeit geschaffen werden wie die
technische Infrastruktur.[26]
Ausgebildetes Lehrpersonal und ständige Schulung
Es sind kaum Lehrerkräfte für den Betrieb, geschweige denn für den didaktischen Umgang mit Computer
und Internet ausgebildet. Meist erfolgt eine Selbstaneignung von Kenntnissen. Die zusätzliche Arbeit wird
jedoch nicht bezahlt bzw. es findet in der Regel kein entsprechender Zeitausgleich statt. Und in den Entwicklungsländern
wird Unterricht in vielen Schulen von Lehrern ohne Ausbildung erteilt, besonders im ländlichen Bereich, wie
z. B. in Peru, wo die meisten Lehrer im Amazonasgebiet mal gerade selbst kaum die sechsjährige Grundschule
besucht haben.
Und eine einmalige Ausbildung ist nicht ausreichend, da der Bereich der Hard- und Software extrem innovativ ist
und sehr kurze Entwicklungszyklen bestehen. Altes Wissen veraltet in kürzester Zeit. Training ist erforderlich.
Ca. ein Drittel der Ausgaben sind für Schulung einzuplanen.[27]
D. Walker benennt zudem zwei Arten von Schulung, nämlich technische Schulung in bezug auf Hard- und Software
und zusätzlich Schulung im pädagogischen Gebrauch der neuen Technologien.[28]
Personal zur Hard- und Softwarebetreuung
* Netzadministration
Erfahrungen zeigen, daß es nicht damit getan ist, einen Rechner einmal ans Netz anzuschließen. Netzadministration
ist sehr komplex und bedarf einer Extraausbildung und ist eine ständige Aufgabe.
Prof. Kubicek aus Bremen schlägt einen Betreuer pro 90 Rechner vor. In der Wirtschaft gibt es normalerweise
einen Betreuer pro 60 PC-Benutzer[29], was ca. ein Betreuer für je zwei Klassen bedeuten würde.
* Wartung
Der Gebrauch von Hardware durch unterschiedlichste Benutzer und in einer Schulumgebung führt zu einem verstärkten
Verschleiß der Hardware. Oft ist auch mutwillige Zerstörung zu beobachten oder eine Fehlbedienung aus
Unkenntnis und Neugier.[30] Deshalb sind häufige Reparaturarbeiten zu erwarten. Ein Rechner, der über
längere Zeit ungenutzt herumsteht, ist nutzlos. Man braucht also entweder einen PC-Techniker oder mindestens
einen Wartungsvertrag für die Hardware.
Neben der Hardware wird auch die Software in "offenen Umgebungen" extrem beansprucht. Schüler/Studenten
probieren alles aus. Also muß auch die Software, Anwendungsprogramme und Betriebssystem, möglichst gesichert
werden bzw. so installiert werden, daß sie schnell ersetzbar ist und einfach neu aufzuspielen ist. Zu denken
ist hier z. B. an einen gesonderten Rechner, den man "klont". Nicht zu vernachlässigen ist auch
der Aufwand zum Software-Update. Alle paar Monate kommt eine neue Version auf den Markt, um bekannt gewordene Fehler
zu beseitigen. Dabei ist es nicht immer sicher, daß sich die neue Software auch problemlos installieren läßt
und daß sie anschließend auch noch funktioniert, bzw. ob durch die neue Software die Funktionsfähigkeit
aller übrigen Programme erhalten bleibt.
* Beobachtung des Marktes eventuell durch zentrale Stellen
Rechner, die man an der Kasse bezahlt, sind beim Installieren in der Bildungseinrichtung schon veraltet.[31] In
Großbritannien z. B. gelten 40 % der Computer in den Schulen als veraltet.[32] Erfahrungen schon aus den
80er Jahren zeigen, daß viele der gekauften Rechner erst nach langer Erprobungszeit eingesetzt werden, wenn
sie überhaupt zum Einsatz kommen.[33] Ähnliche Erfahrungen machen z.Zt. auch die Schulen in den USA.
Obwohl 85 % aller öffentlichen Grund- und Sekundarschulen über einen Internet-Anschluß verfügen,
nutzen doch nur 14 % das Internet zu Unterrichtszwecken.[34] Außerdem braucht neue Software immer leistungsfähigere
Hardware.
Ein kostengünstiger Einkauf von Hard- und Software ist nur unter genauer Marktbeobachtung und durch zentrale
Beschaffung zu erreichen.
Finanzielle Voraussetzungen
Zur Zeit wird überall gespart, auch im Bildungsbereich. Gerade in den Ländern der "Dritten Welt"
wird Bildung immer mehr privatisiert und Lehrer an staatlichen Schulen werden besonders schlecht bezahlt. Zahlreiche
Streiks in Lateinamerika und Afrika von Schulpersonal sind die Antwort auf das Bestreben in diesem Bereich zu sparen.
Und die Übertragung der Zuständigkeit für die Schulen an die Gemeindeverwaltungen z. B. in Peru,
wird dazu führen, daß Kinder aus den riesigen Elendsvierteln am Rande der Acht-Millionen-Stadt Lima
noch weniger eine gute Schulbildung bekommen. Bewohner aus Elendsviertel sind keine potenten Steuerzahler, die
zur Unterhaltung von Lehrpersonal und Schulraum besonders gut beitragen können.
I. Biron und R. Gagliardi kommen in einer UNSECO-Studie zu folgender Aussage: "Die Kosten, die Infrastruktur
und die notwendigen Expertisen zur Produktion und zum Erwerb dieser sich rasant ändernden Technik sowie deren
Installation, Unterhaltung und vol | |